Denkmal unter der Erde
Vorbei am Teich der Villa Bertha – mit dem Bau der Sinnhubstraße wurde der Teich von der zugehörigen Villa getrennt – strebt der Stiftsarm am westlichen Rand der St.-Peter-Wiese mit dem „Henkerhäuschen“ dem 400 m langen Stiftsarmstollen durch den Festungsberg zu. Vor der Unterquerung der Brunnhausgasse sorgt eine Rechenanlage dafür, dass grobes Schwemmgut nicht durch den Stollen in die verzweigten Kanäle der Stadt getrieben wird. In einem alten Schleusenhäuschen zweigt unterirdisch der Nonntalarm ab. Sein Wasser treibt im Brunnhaus ein kleines Wasserkraftwerk an bevor es in der Almgasse wieder ans Tageslicht tritt und nahe dem Petersbrunnhof in den Hellbrunnerbach mündet.
Der Großteil des Wassers fließt jedoch durch den Stollen Richtung Innere Stadt und rauscht unter der Talstation der Festungsbahn – hier wurde der Kanal mit dem Projekt der Almpassage ans Tageslicht geholt - wieder aus dem Berg. An dieser Stelle teilten die beiden Bauherren Stift St. Peter und Domkapitel bereits im Jahr 1143 das Wasser gleichmäßig auf.
Der St. Peterarm treibt das Wasserrad der klösterlichen Stiftsmühle an, durchfließt dann den Klausurgarten und Klosterbereich, bevor er sich vor dem Festspielhaus, wo das Kühlwasser für die hauseigene Klimaanlage entnommen wird, in den Hofstall- und den Gamperarm aufteilt:
Der Hofstallarm - er versorgte die ehemaligen Hofstallungen an der Stelle der heutigen Festspielhäuser und die Pferdewschwemme am Karajanplatz – zieht sich durch Münzgasse, Badergässchen, Griesgasse und AVA-Hof in die Salzach.
Der Gamperarm durchfließt unterirdisch den Furtwänglerpark, tritt im Brunnen am Universitätsplatz kurz zu Tage, unterquert in zwei Teilarme aufgeteilt die Häuser an der Getreidegasse und mündet beim Fischkrieg in die Salzach. Seinen Namen hat dieser Kanal von der Maschineneschlosserei Gamper, die im Durchhaus beim „Wilden Mann“ bis 1969 die Wasserkraft nutzte.
Vom Stollen Richtung Kapitelplatz zweigt der Kapitelarm ab. Er versorgte einst die Domkapitelsche Mühle im Haus gegenüber der Festungsbahn und die Pferdeschwemme. Auch dieser Kanalzweig teilt sich in nochmals auf:
Der Höllbräuarm verläuft hinter der Domapsis und unter dem Residenzbrunnen hindurch Richtung Waagplatz und versorgte bis 1952 die Malzbrechmühle im ehemaligen Höllbräu bevor er in die Salzach mündet.
Der Untere Kapitelarm zieht Richtung Kaigasse und Chiemseegasse und trieb einst die Wasserräder der Kumpfmühle in der Pfeifergasse an bevor er am Rudolfskai die Salzach erreicht.
Jahrhundertelang wurden die Stiftsarmkanäle für Nutz- und Brauchwasser, als gut funktionierendes Abwassersystem und sogar als Müll- und Kehrichtabfuhr genutzt.
Das Stiftsarmsystem – Länge 3,5 km